WIR

Die Bühne "Marionetten-Munkler" entstand aus der Leidenschaft zum Marionettenbau. Begonnen hat das 1991. Die vielseitigen künstlerischen und handwerklichen Anforderungen, die der Bau einer Marionette benötigt, übten eine unwiderstehliche Faszination aus. Von Anfang an war es auch das Ziel, Figuren zu erschaffen, die nicht nur schön waren, sondern auch richtig funktionierten. Das war nicht leicht und es gab viele Fehlschläge. Doch man lernte dazu und mit unerschütterlicher Ausdauer und Liebe zum Detail ging es voran. Im Jahre 2000 lud man Stephan Blinn den bekannten Solo-Marionetten-Künstler zu einem runden Geburstag ein. Herr Blinn war immer schon das Große Vorbild und seine Qualität, die er über Jahrzehnte präsentierte, ist jüngst auch durch seinen Sieg 2022 bei der Casting Show "Die Puppenstars" auf RTL, moderiert von Thomas Gottschalk, belegt. So eine Show, wie sie Stephan Blinn im Wohnzimmer der Munklers über zwei Stunden lang aufführte, traute man sich damals noch nicht zu, man hatte ja noch nicht einmal mit dem Spielen angefangen. Immerhin aber testete Herr Blinn einige der selbstgebauten Munkler-Marionetten. Er kam zu dem Schluss, dass sie schon gut spielbar wären und man über das Theaterspielen nachdenken sollte. Doch die Zeit war noch nicht reif.


Hier sei grundsätzlich einmal erwähnt, dass der Bau einer Marionette gut und gerne 40 Stunden und mehr benötigt, zumal jede Figur ein Einzelstück ist. Vielleicht wird es verständlich, wenn man es mit dem Instrumentenbau vergleicht. Da gibt es diejenigen, die Musikinstrumente bauen und diejenigen die darauf spielen. 


Ab 2007 wurden die aufwändigen Figuren dann auf Weihnachts- und vor allem auf Mittelaltermärkten dem Publikum präsentiert. Dabei demonstrierte man natürlich wie gut die Figuren auch zu spielen waren. Immer wieder tauchte seitdem die Frage auf: "Spielen sie auch Theater?" Im Jahre 2016 ist es dann soweit. Im strömenden Regen auf offener Bühne, nur geschützt durch ein kleines Stoffdach, findet die erste Aufführung auf dem Ritterfest zu Kufstein statt. Ein Varieté-Programm hauptsächlich für Kinder, das immer wieder anders improvisiert und variiert wurde. Es war von Anfang an ein Erfolg, eben auch durch die Entscheidung, kleine kurze Stücke zu spielen, die je nach Belieben, ausgewechselt wurden. So konnte man immer wieder etwas Neues ausprobieren. Was gefiel blieb, was durchfiel verschwand. Glücklich war auch der Umstand, dass das Mittelalterpublikum sehr offen war. Denn der Besucher bezahlte nicht extra für das Marionettenspiel, sondern am Eingang des Festes für alle Aufführungen die geboten wurden. So konnte man ziemllich unbeschwert spielen, denn wem es nicht gefiel, der konnte ja weitergehen zur nächsten Attraktion. Meistens aber war es brechend voll und das bedeutet im Freien, dass das Publikum so weit nach hinten stand, dass es gar nichts mehr sehen konnte. Die Kinder saßen natürlich immer vorne, oft auch auf dem Boden und man musste ein Seil spannen, damit sie nicht auf die kleine niedrige Bühne kamen. Gespielt wurde meist dreimal am Tag eine halbe Stunde lang, in offener Spielweise, was bedeutet der Spieler steht mit auf der Bühne. Es war eine wunderbare Zeit und durch die Interaktion mit dem Publikum und so manch gerissenem Faden, lernte man schnell wie wichtig Improvisation ist. Die Texte wurden frei gesprochen und ganz ohne Mikrofon, was einem am Ende des Tages eine heisere Stimme bescherte und man Angst hatte, ob die Hexe mit ihrer hohen Stimme am nächsten Tag denn noch laut genug zu sprechen wäre. Denn laut musste man sein, um vor einem Kinderpublikum zu bestehen, dessen Herz auf der Zunge lag.


Es folgten Auftritte bei 30°C im Schatten und heiße Bühnen, die barfuß unbespielbar waren. Man trotzte dem Wetter, das sämtliche Register zog. Auch das Publikum war wettererprobt und so überstand man gemeinsam so manchen Sturm. Als aber 2022 eine Vorstellung buchstäblich verhagelt wurde, begann man zu überlegen, ob es nicht an der Zeit wäre den romantischen Mittelaltermärkten den Rücken zu kehren. Im November 2022 betrat man auf dem "Schwaazer Figurentheater Festival" die "Bretter, die die Welt bedeuten", welche ein festes Dach über dem Kopf ihr eigen nennen. Hier kam es zur Uraufführung des "Varieté Leo und Co." Unser Marionettentheater wurde erwachsen. Leonardo di Capriciosa unser Ansager und seines Zeichens Löwe wurde zum Conférencier. Die kleinen Stücke wurden ausgebaut und neue kreiert. Die Musik war nun nicht mehr nur gemafrei und mittelalterlich. Nein es durfte aus dem vollen, gebührenpflichtigen Repertoire geschöpft werden. Trotz aller Wehmut, eröffnete uns die Abkehr vom Mittelalter völlig neue phantastische Möglichkeiten. Jetzt war es auch möglich einen Konzertpianisten, oder einen Fahrradequilibristen auftreten zu lassen. Ganz zu schweigen von unserer Erna Putzig, die völlig andere Ansichten von der Welt hat, als du und ich. Auch die Texte wurden ausgefeilter und auf ein erwachsenes Publikum zugeschnitten. So fiel unser Skelett mit Namen Skeletto Grippi auf dem Mittelaltermarkt bei den Kinderr komplett durch, als er versuchte Skelettwitze zu erzähhlen. Tja, da wussten die Kinder einfach mehr. Aber jetzt in seiner neuen Rolle als Ghostwriter, Agent für tote Künstler und DJ der Hitparade des Todes ist er im Erwachsenenprogramm einfach nicht tot zu kriegen. Und so spielten wir unsere Premiere in Schwaaz über eine ganze Stunde lang für ein Publikum, das extra dafür bezahlt hatte, um uns zu sehen. Das war eine große Herausforderung. Wirklich spannend und aufregend. Aber nachdem das Publikum schließlich eine Zugabe verlangte und am Ende ganz begeistert unsere selbstgebauten Marionetten untersuchte waren wir einfach nur noch glücklich. 


Das war der Augenblick, wo wir uns entschlossen selbst Veranstaltung zu organisieren. Einen geeigneten Raum fanden wir in unserem Heimatort, in Grassau, im großen Hefter-Kultur Saal. Dort gibt es ein professionelles Ton- und Lichtequipment. Die Bühne ist so hoch, dass jeder die Marionetten gut sehen kann.Unser Varieté ist mittlerweile zwei Stunden lang geworden. Ein abendfüllendes Programm, so wie es das Publikum erwarten darf. Immer noch feilen wir an den Stücken, verbessern das eine oder andere und haben neue Ideen. Vor allem aber die eine, nämlich das Marionettentheater hier bei uns im Chiemgau fest zu etablieren. 

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